Reisebericht: Stogovo

Gespeichert von jezour am Fr., 27.06.2014 - 12:16

Reisebericht von Josef Ježek zum Naturformen-Eintrag S. thompsonianum from Stogovo

Letzte Woche habe ich keinen neuen Reisebericht veröffentlicht. In den letzten Wochen habe ich viel zu tun – Studium, ich nehme die Wettbewerbe im Schimmen mit meinen Schwimmern teil... Also, ich war fast nicht zu Hause. Trotzdem habe ich auch ein bisschen Zeit in dem Garten verbracht. In dem Garten blühen jetzt viele Rosetten der Hauswurz. Es ist sehr interessant, denn die Blüten mancher Pflanzen habe ich noch nicht gesehen.

Die Überschrift klingt bekannt, nicht wahr? Im Jahre 2011 habe ich über den Pflanzen aus dem Gebirge Stogovo geschrieben. Diese Pflanzen habe ich wie S. thompsonianum gennant, der Name war nicht richtig. Die Pflanzen sind anders, sie blühen anders und so weiter, darum habe ich den Namen korrigiert. Es handelt um Sempervivum macedonicum. Ich hatte auch einen Grund mehr für die Korrektur den Namen, ich habe die wirkliche Pflanzen von Sempervivum thompsonianum in der Natur gefunden.

In diesem Reisebericht besuchen wir Mazedonien. Mazedonien liegt im Süden der balkanischen Halbinsel. Das Gebirge Stogovo planina befindet sich in dem südwestlichen Teil des Staates, unter dem Gebirge liegt die Stadt Debar. Die höchsten Berge des Gebirges heißen Bijak Dorok (2268 m), Babin Srt (2241 m) und Stogovo (2218 m). Das Gebirge ist sehr interessant auch für die Geologen – das Gestein ändert sich sehr oft in dem Gebirge – Kalkstein, Schiefer, Glimmerschiefer, Sandstein... Es gibt viele Orte da, wo zwei Arten des Gesteins einander mischen.

Im Jahre 2010 habe ich im Gebirge die Pflanzen der Gattung Sempervivum in der Nähe des Berges Babin Srt beobachtet. Diese Pflanzen gehören zu der Art Sempervivum macedonicum. Im Jahre 2013 habe ich das Gebirge wieder besucht. Ich bin aus dem Dorf Gari in die Bergen gegangen. Ich möchte den Berg Stogovo besuchen und die Pflanzen der Gattung Sempervivum da suchen.

Schon über die Grenze des Waldes habe ich viele gelegene Orte für Hauswurz beobachtet. Ich habe die Steine, die Felsen und gelegene Abhänge untersucht, aber ich habe keine Hauswurz gefunden. Keine Pflanzen der Gattung Sempervivum und keine Pflanzen von Jovibarba heuffelii. Ich habe an den Felsen aller mögliche Gesteine gesucht. Ohne Erfolg. Am Abhang des Berges Stogovo ändert wieder das Gestein – es gibt viele Sandsteinfelsen an den Abhängen des Berges. Und da habe ich Hauswurz gefunden!

Es ist interessant, dass die Hauswurz wachsen am Berg Stogovo nur am Sandstein. Es gibt auch Schiefer da, aber am Schiefer wachsen die Hauswurz nicht. Ich schreibe absichtlich Hauswurz, denn ich da Sempervivum thompsonianum und Jovibarba heuffelii entdeckt. Sempervivum thompsonianum habe ich da von der Höhe 1100 Meter über dem Meerspiegel bis dem Gipfel des Berges in der Höhe von 2218 Meter über dem Meerspiegel beobachtet.

Ich habe da eine riesengroße Menge der Rosetten gefuden. Die Rosetten wachsen da an den Felsen, in den Felsspalten, in den Lücken unter den Steinen und auch in der Nähe der Felsen und in der Nähe der Steine. Die Rosetten hatten die innere Rosettenblätter grün gefärbt, die äußere Rosettenblätter waren rosa oder lila gefärbt. Die Rosettenblätter sind eng, haben lange enge Spitzen und an den Rändern haben die Wimpern der unterschiedlichen Länge. Die Rosetten hatten viele neuen Ausläufer. Die Ausläufer sind sehr lang (länger als bei Sempervivum macedonicum) und eng. Die Ausläufer haben wenige Blätter und sind lila gefärbt.

Am Standort habe ich ein paar Rosetten kurz vor dem Blühen beobachtet. Die Blüten habe ich am Standort nicht gesehen. Die Blüten habe ich erst dieses Jahr im Garten beobachtet. Ich glaube, dass die Blüter der Beschreibung entsprechen. Die Blüten sehen seltsam aus. Die Streifen sehen vielleicht auf dem Bild weiß, aber in der Wirklichkeit sind sie blass sehr hell grüngelb gefärbt. Die rosa Streifen in der Mitte der Kronblätter sind auch blass. Solche Blüten habe ich bei Hauswurz noch nicht gesehen.

Im Internet können wir die Bilder der Pflanzen von Davide Donati finden.

Er hält die Pflanzen für Sempervivum thompsonianum. Ich meine, dass es um Sempervivum thompsonianum nicht geht. Die Merkmale der Pflanzen sind unterschiedlich. Es ist möglich, dass es um ein Hybrid handelt. Die Pflanzen haben die Merkmale beiden Pflanzen – Sempervivum thompsonianum und auch Sempervivum macedonicum. Der Standort der Pflanzen von Davide Donati soll sich etwa in der Mitte der Entfernung zwischen den Standorten von S. thompsonianum (Stogovo) und S. macedonicum (Babin Srt) befinden.

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                                                      Die Blüten von Sempervivum thompsonianum

In der Literatur können wir die Meinungen finden, dass Sempervivum thompsonianum ein Hybrid ist. Diese Meinungen wurden aber nicht durch die Argumente belegt. Am Standort habe ich natürliche Variabilität der Pflanzen beobachtet. Ich habe keine riesengroße Änderungen der Merkmale am Standort gesehen. Und nächste Pflanzen der Gattung Sempervivum habe ich am Berg Stogovo nicht gefunden. Ich muss auch schreiben, dass ich das ganze Gebiet des Berges nicht untersucht habe. Es scheint, dass ich die Pflanzen nach etwa 75 Jahre entdeckt habe.

Ich freue mich auf die Antworten.

LG,
jezour

Zum Naturformen-Eintrag

Zum Antworten auf den Reisebericht muss man sich hier auf  www.sempervivum-liste.de  einloggen.

Bildergalerie - © alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt!

Comments

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:07

Lieber jezour,

das ist toll, dass wir nun Blütenfotos von S. thompsonianum haben. So eine Farbe habe ich auch noch nicht gesehen. Die Rosetten hier in deinem Artikel entsprechen denen, die ich im Garten habe.

Danke für Bericht und Fotos!

LG
Sempernicki

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:11

Ohjeoje,

meine Blüten sehen aber etwas anders aus. Ich hab sogar schon am 20.06. ein Foto gemacht.

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Jedenfalls haben die Blätter die richtigen Wimpern an den Rändern, nämlich die ungleich langen - wie du es uns mal aufgezeichnet hast.

Was meinst du, lieber jezour?

LG
Sempernicki

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:12

Hallo lieber jezour,

in diesem Reisebericht gibt es so viele hoch interessante Dinge zu lesen - einfach unglaublich.
Sempervivum thompsonianum scheint ein wenig wählerisch zu sein, was das Gestein angeht. Hast Du eine Erklärung, weshalb die Pflanzen ausschließlich in der Nähe des Sandsteines gedeihen?
Beeiendruckend ist auch das große Gebiet, auf denen Du die Rosetten gesehen hast, vor allem die Ausbreitung bzgl der Höhe in der sie vorkommen.
Und die Pflanzen und ihre Blüten sind einfach traumhaft schön  - WOW, tolle Farben und tolle Kontraste.

GLÜCKWUNSCH zu Deinem wunderbaren Fund  und lieben Dank für diesen herrlichen Reisebericht.

Liebe Grüße,
sachsblau, die Dir und Deinen Schwimmern viel Erfolg wünscht !!

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:14

Hallo,

zuerst möchte ich noch die Notizen unter der originalen Beschreibung erwähnen. R. S. Wale schreibt:
"Rosettenblätter 'erbsengrün' 61/2 bis 'sapfgrün' 62/2, in dem oberen Drittel ist die äußere Seite der Rosettenblätter 'mandarine rot' 17/1 gefärbt. Die Kronblätter 'schwefelgelb' 1/2 an der Spitze, in der Mitte der Kronblätter gibt es einen gebrochen 'tyrian rosa' 24/2 Streifen, der von der Basis etwa bis der Hälfte oder zwei Drittel der Länge der Kronblätter erreicht. An den Rändern der Kronblätter gibt es breite weiße Streifen. Die äußere Seite der Kronblätter 'urangrün' 63/2 gefärbt, an der äußere Seite der Kronblätter gibt es ein paar rote Linien an der Spitze und an der Basis. Kelch 'erbsengrün' 61/1 gefärbt. Staubfaden 'karmin' 22/2 oben und an der Basis sind sie heller - fast weiß gefärbt. Staubeutel 'golden' 3/2 gefärbt."
R. S. Wale ist die Farben mit dem Farbspektrum Horticultural Colour Chart verglichen.

liebe Sempernicki,

vielen Dank für das Bild der Blüten. Die Rosetten sehen wie die natürlichen Rosetten von S. thompsonianum aus dem Berg Stogovo aus. Aber die Blüten sind unterschiedlich. Die gelbe oder grüngelbe Farbe sehe ich nicht auf dem Bild, ich sehe auch keine breiten weißen Streifen an den Rändern der Rosettenblätter. Die Knospen sehen auch anders aus. Interessant. Weißt du mehr über der Herkunft der Rosetten?

Ich zeige noch ein Bild der Knospen bald vor dem Blühen.

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S. thompsonianum - die Knospen

Ich möchte noch etwas zu den Pflanzen von D. Donati schreiben. In meinen Augen sind die Pflanzen ganz unterschiedlich. Es ist klar, dass diese Pflanzen die Merkmale beider Arten (Sempervivum macedonicum und Sempervivum thompsonianum) haben. Die Rosetten tragen mehrere Merkmale von Sempervivum macedonicum - die Rosettenblätter sind breiten und haben kürzere Spitzen. Die Behaarung der Rosettenblätter ist dicht - Sempervivum thompsonianum hat nicht so dichte Behaarung an den Flächen der Rosettenblätter. Die Wimpern an den Kanten der Rosettenblätter haben +/- gleich Länge. Die Ausläufer sehen wie die Ausläufer von Sempervivum macedonicum aus - sie sind dick und haben mehrere Blätter. Das erste Bild der Blüten ist zu hell, die Merkmale der Kronblätter sind nicht sichtbar. Und das zweite Bild der Blüten entspricht völlig Sempervivum thompsonianum nicht. Die Kronblätter haben keine blaßen Farben, der rosa Streifen ist zu lang und die Staufaden sind an der Basis auch karmin gefärbt.
Im Sommer möchte ich das Gebirge Stogovo planina wieder besuchen. Ich möchte auch den Standort der Pflanzen von D. Donati finden und die Pflanzen beobachten. Ich möchte auch am Berg Stogovo nächste Kolonien von Sempervivum thompsonianum suchen.

liebe sachsblau,

deine Frage kann ich nicht beantworten. Vielleicht wächst Sempervivum thompsonianum auch an anderen Gestein. Darum möchte ich am Berg Stogovo nächste Untersuchungen durchführen.

LG,
jezour

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:14

Lieber jezour,

die Pflanzen habe ich schon 2008 bekommen. Damals wusste ich noch nicht, dass man die Blüten nach der Blüte abschneiden muss. Vielleicht habe ich irgendwann 2008 oder 2009 eine Hybride verursacht, die jetzt geblüht hat. Ich weiß es nicht.

Die Pflanzen habe ich damals von Erwin Geiger gekauft und sie sehen ja echt aus. Ich warte mal auf die nächste Blüte.

Woher sie ursprünglich stammen, weiß Erwin sicher auch nicht, sonst hätte er es dazu geschrieben.

LG und vielen Dank für deine ausführlichen Beschreibungen

Sempernicki

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:20

In dem Reisebericht über Sempervivum thompsonianum oben habe ich nur wenige Bilder der Blüten gezeigt. In diesem Beitrag möchte ich es verbessern.

Sempervivum thompsonianum habe ich im Sommer im Jahre 2013 am Naturstandort wieder entdeckt. Im Jahre 2013 habe ich keine blühende Pflanzen am Naturstandort entdeckt. Ich habe nur eine Rosette gefunden, die sich für die Blüten vorbereitet hat. Die Blüten waren in dem Zustand kurz vor dem Eröffnung.

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Die Rosette kurz vor dem Blühen, im Jahre 2013

Die ersten Blüten habe ich etwa zehn Monate später bei mir in dem Garten gesehen. Die Bilder habe ich in dem Reisebericht oben vorgestellt.

Mehrere Blüten habe ich ein Jahr nach dem ersten Besuch des Naturstandortes gesehen. Genau ein Jahr später habe ich den Naturstandort am Berg Stogovo wieder besucht. Während dieses Besuches habe ich Glück, denn am Naturstandort habe ich ziemlich viele blühenden Pflanzen beobachtet. Einige Bilder gibt es in der Zeitschrift ActaSucculenta (2014/3). In diesem Beitrag zeige ich die Bilder der Blüten von Sempervivum thompsonianum aus dem Naturstandort. Zwei Bilder befinden sich auch in ActaSucculenta, nächste zwei Bilder wurden noch nicht veröffentlicht.
Am Naturstandort hatten die Blüten von 10 bis 13 Kronblätter, in meisten Fällen habe ich die Blüten mit 12 Kronblättern beobachtet. Die Farbe der Kronblätter war +/- gleich, nur in einem Fall waren die Blüten ein bisschen dunkler. Die Farbe der Kronblätter war sehr blass rosa, die Spitzen der Kronblätter waren gelbgrün gefärbt. Die Mitte der Blüten war immer frisch grün gefärbt. Die Staubfäden waren lila gefärbt, unten waren sie heller - rosa oder rosa grün gefärbt.

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Die Blüten von S. thompsonianum am Naturstandort, Juli 2014

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Diese Blüten waren dunkler gefärbt als die anderen Blüten am Naturstandort, sonst waren die Merkmale der Blüten gleich.

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Die gelbe Farbe befindet sich nur an den Spitzen der Kronblätter.

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Die Blüten von S. thompsonianum am Naturstandort, Juli 2014

Vielleicht kennen sie die Webseite von D. Donati mit dem kurzen Artikel über dem Thema Sempervivum thompsonianum. Die Pflanzen auf den Bildern gehören nicht zu Sempervivum thompsonianum. Unter den Bildern unter dem Artikel gibt es sogar die Blüten der zwei unterschiedlichen Hauswurz. Die Pflanzen mit den weißen Blüten gehören zu Sempervivum sp., die Pflanzen mit den roten Blüten stellen wahrscheinlich einen Mischling zwischen Sempervivum macedonicum und zwischen einen anderen Hauswurz vor (gibt es zwei Möglichkeiten da - S. sp. oder S. thompsonianum). Die Pflanzen mit den roten Blüten habe ich letztes Jahr am Naturstandort beobachtet, am Naturstandort habe ich auch die Blüten gesehen. Diese Pflanzen hat K. Schropp in dem Reisebericht auf Sempervivophilia wie Sempervivum thompsonianum vorgestellt, um S. thompsonianum haldelt es aber nicht.

LG,
jezour

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:20

Hallo, lieber jezour,

vielen Dank, dass du uns weitere Bilder von S. thompsonianum zur Verfügung stellst.

Ich glaube auch, dass du die Pflanzen gefunden hast, die Wale beschrieben hat. Leider stehen jetzt viele falsche Blütenbilder von Experten im Internet.

Wales Beschreibung der Pflanze, die du uns weiter oben aufgeschrieben hast, werde ich in beide Einträge von S. thompsianum im Naturformen-Lexikon übernehmen, so dass sie jeder Interessierte, der deinen Reisebericht nicht kennt odersich gerade nicht daran erinnert, nachlesen kann.

Deinen Bericht in Acta Succulenta 2_3_2014 habe ich nochmal mit Interesse gelesen. Ich denke, dass ich die Pflanze jetzt auch "kenne".

Die neuen Bilderlade ich jetzt noch ins Naturformen-Lexikon.

Ich finde es toll, dass du den "Fall" S. thompsonianum geklärt hast.

Liebe Grüße

Sempernicki

Sempernicki

Mo., 22.11.2021 - 09:21

Hallo, liebe Freunde,

zum Gestein am Berg Stogovo möchte ich noch zwei Notizen veröffentlichen.
Letztes Jahr habe ich festgestellt, dass Sempervivum thompsonianum auch auf Schiefer am Naturstandort wächst. Also, nicht nur auf Sandstein.
Während meiner Besuche am Naturstandort habe ich die Bestände von Aster alpinus bewundert. Ich glaube, dass es auch andere normalerweise auf Kalkstein wachsende Pflanzen am Naturstandort gibt. Aster alpinus habe ich z. B. im Gebirge Bistra gesehen, aber immer nur auf Kalkstein. Ich finde es interessant, lange habe ich darüber nachgedacht. Vielleicht habe ich eine Lösung gefunden, es handelt um ein Mylonit. Wahrscheinlich gibt es Anorthit da und er lockert ein wenig Kalkstein. Diese Menge des Kalksteins reicht genug den Pflanzen.
Ein Geologe kann uns helfen... Vielleicht ist es ganz anders.

LG,
jezour

Titelbild
Reisebericht: Stogovo